Die Auwaldzecke – Gefahr nicht nur für Hunde

Auwaldzecken gibt es schon lange. Trotzdem sind sie erst seit wenigen Jahren ein wichtiges Thema. Denn durch den Klimawandel vermehren sie sich stärker als früher und werden zu einem echten Problem, vor allem für unsere Hunde.
eine Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus)

Astrid Kurbjuweit

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9 Minuten
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Mit Zecken rechnet man meistens im Frühjahr und Frühsommer. Im Herbst und Winter gibt es ja keine. Oder?

Der Klimawandel sorgt leider dafür, dass es rund ums Jahr Zecken gibt. Bis vor wenigen Jahren gab es in Deutschland fast ausschließlich den gemeinen Holzbock, der hier heimisch ist. Er ist im Winter tatsächlich nur selten anzutreffen.

Inzwischen vermehren sich aber so einige Zeckenarten recht rasant,  die man bisher nicht so wirklich auf dem Schirm hatte.

Das gilt unter anderem für die Auwaldzecke, die schon bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt aktiv wird und die es vor allem auf Hunde abgesehen hat.

Wir müssen umdenken. Die Zeckengefahr besteht auch im Winter. Hier geht es um die Auwaldzecke, die außer im Hochsommer zu jeder Jahreszeit aktiv ist und eine Gefahr vor allem für unsere Hunde darstellt.

Wie sieht die Auwaldzecke aus?

Die Auwaldzecke ist, abgesehen von Ausnahmen, leicht zu erkennen. Sie ist eindeutig eine Zecke, mit 8 Beinen und den typischen Mundwerkzeugen. Genau wie der gemeine Holzbock ist sie eine Schildzecke.

Makroaufnahme einer Auwaldzecke

Die Auwaldzecke – eine typische Zecke mit 8 Beinen, aber hübsch gemustert.
Foto: Melnikov Dmitriy/Shutterstock

Sie hat also einen Rückenschild, der bei den Männchen den ganzen Körper bedeckt, bei den Weibchen nur den vorderen Teil.

eine weibliche Buntzecke oder Auwaldzecke

Eine weibliche Buntzecke oder Auwaldzecke. Der Rückenschild bedeckt nur den vorderen Teil des Körpers
Foto: Afanasiev Andrii/Shutterstock

Der Rückenschild ist hübsch bunt gemustert, in Schwarz, Braun, Gelb und rötlichen Farbtönen.

Sie ist etwas größer als der (noch) viel häufigere gemeine Holzbock. Vor ihrer Blutmahlzeit ist sie etwa 5 bis 6mm groß.

Die Männchen verändern ihre Größe nicht, aber die Weibchen werden durch das Blutsaugen bis zu 2cm groß. Dann sehen sie auch dem gemeinen Holzbock sehr ähnlich.

drei vollgesogene Zecken, davon zwei Buntzecken, ein gemeiner Holzbock

Vollgesogene Zecken. Buntzecken und gemeiner Holzbock. Die Unterschiede sind im Detail, Verwechslungen sind möglich.
Foto: MichalMichlewicz/Shutterstock

Verwechslungen sind möglich.

Weitere Verwechslungen sind mit anderen Buntzeckenarten möglich. Denn die Auwaldzecke ist nur eine von 35 Arten.

Allerdings ist sie in Deutschland von allen Buntzeckenarten noch am ehesten anzutreffen. Höchstens eine Schafzecke könnte es noch sein.

Dass man die Zeckenarten als Laie eher nicht unterscheiden kann, spielt in der Praxis also keine Rolle.

Auch Auwaldzecken (dermacentor reticulatus) durchlaufen ein Larven- und ein Nymphenstadium. Allerdings wird man die Larven und Nymphen nur extrem selten zu Gesicht bekommen. Denn sie befallen fast ausschließlich kleine Säugetiere wie z.B. Mäuse.

Vorkommen der Auwaldzecke

Die Auwaldzecke ist in Europa heimisch. Allerdings waren ihre Vorkommen bis vor kurzem auf Gebiete eher im Süden, rund um das Mittelmeer, begrenzt.

Und dort besiedelten sie fast ausschließlich feuchte Wiesen. Weshalb sie manchmal auch als Wiesenzecken bezeichnet werden.

Seit einigen Jahren ändert sich das, die Auwaldzecke dringt immer weiter nach Norden vor. Sie hat es bereits weit über die Alpen geschafft.

Während der gemeine Holzbock in Deutschland flächendeckend vorhanden ist, ist die Auwaldzecke bisher noch auf bestimmte Gebiete begrenzt, vor allem in Ostdeutschland und in Südwestdeutschland.

Das betrifft die Bundesländer Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz.

Vereinzelt wurden aber auch schon Auwaldzecken in anderen Bundesländern gefunden, in Niedersachen, Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen (NRW), Hessen, Bayern, Thüringen und dem Saarland.

Daneben gibt es Vorkommen der Auwaldzecke in ganz Europa, außer im hohen Norden. Auch in Österreich und der Schweiz. Aber die Verbreitungsgebiete werden größer.

Es ist also bekannt, dass die Auwaldzecke dabei ist, sich auszubreiten. Es ist allerdings nicht genau bekannt, wie weit sie sich tatsächlich schon ausgebreitet hat.

Es kann also durchaus sein, dass man eine Auwaldzecke auch in anderen Bundesländern antrifft.

Verbreitungsgebiet der Auwaldzecke ist Gegenstand der Forschung

Und weil die Verbreitung der Auwaldzecke nicht ganz geklärt ist, gibt es aktuell zwei Forschungsprojekte, um das herauszufinden.

Eins am RKI, das sich in einer groß angelegten Studie mit allen Zeckenarten befasst.

Und eins an der tierärztlichen Hochschule Hannover, das sich speziell mit Buntzecken, beziehungsweise konkret Auwaldzecken oder Wiesenzecken befasst.

Auf den jeweiligen Seiten kann man nachlesen, inwieweit man sich an der Forschung beteiligen kann, indem man eine Zecke meldet oder, noch besser, einschickt.

Das Ergebnis ist dann jeweils ein Atlas oder eine Karte der Verbreitung der Auwaldzecke, beziehungsweise auch anderer Zeckenarten.

Was die Auwaldzecke so gefährlich macht

Wie alle Zecken ist auch die Auwaldzecke ein Parasit. Und wie bei allen Zecken kann ihr Stich zur Übertragung von Krankheitserregern führen.

So weit sind alle Zecken mehr oder weniger gleich.

Aber die Zecken, an die wir hier gewöhnt sind, die der Art gemeiner Holzbock angehören, sind erst bei Temperaturen ab 10°, selten ab 7° aktiv.

Weshalb man im Winter meistens Ruhe vor ihnen hat.

Die Auwaldzecke wird bereits bei Temperaturen gerade so über dem Gefrierpunkt  aktiv, was bedeutet, dass sie ganzjährig eine Gefahr darstellt.

Es reicht ein Sonnenstrahl, damit es lokal über Null Grad warm wird. Der Auwaldzecke reicht das.

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Zuletzt aktualisiert am 1. Mai 2024 um 16:15 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.

Und unsere Winter werden immer milder. Beste Bedingungen für die Auwaldzecke.

Nur im Hochsommer ist es ihr zu warm, oder wohl vor allem zu trocken. Aber für mindestens 10 Monate im Jahr muss man mit ihr rechnen. Und im Hochsommer gibt es andere Zeckenarten.

Hinzu kommt, dass der gemeine Holzbock seine Opfer weniger sucht, als vielmehr auf sie wartet.

Die Auwaldzecke bewegt sich dagegen aktiv auf ihr Opfer zu, rennt dabei recht schnell.

Die üblichen Regeln, wie man die Begegnung mit Zecken vermeidet, gelten für die Auwaldzecke also nur eingeschränkt.

Es ist deutlich schwieriger, die Begegnung mit einer Auwaldzecke zu vermeiden.

Die Auwaldzecke ist gefährlich für Hunde: Die Gefahr heißt Babesiose

Die Auwaldzecke kann alle möglichen Wirte befallen. Aber am liebsten ist ihr ein Hund.

Da ist es besonders unangenehm, dass die Auwaldzecke als Überträger der Babesiose, auch  „Hundemalaria“ genannt, bekannt ist.

Die Babesiose ist eine Hundekrankheit, Menschen sind nicht betroffen.

Die Babesien, die Erreger der Babesiose, befallen die roten Blutkörperchen und zerstören sie. Der Hund wird schwer krank und kann daran sterben.

Wenn er überlebt, sind chronische Verläufe möglich, der Hund wird dann nie wieder richtig gesund.

kranker Hund mit Infusion beim Tierarzt

Ein kranker Hund, hoffentlich keine Babesiose nach Zeckenstich
Foto: Irina Kozorog/Shutterstock

Kurz, man möchte wirklich nicht, dass der eigene  Hund an Babesiose erkrankt.

Wenn man weiß, dass der Hund von einer Auwaldzecke gestochen wurde, sollte man verstärkt auf die Symptome der Babesiose achten.

Aber auch, wenn man keinen Zeckenstich bemerkt hat, sollten diese Symptome Grund für einen sofortigen Tierarztbesuch sein:

  • Fieber
  • matt und antriebslos, völlig erschöpft
  • verweigert das Fressen
  • blasse Schleimhäute
  • Urin wird rötlich oder bräunlich

Wenn man abwartet, werden die Symptome schlimmer, die Schleimhäute werden gelblich, es kann zu Nierenversagen und Lungenödemen kommen. Am Ende steht der Tod.

In Deutschland gibt es keinen zugelassenen Impfstoff gegen Babesiose. In anderen Ländern verwendete Impfstoffe können die Schwere der Krankheit vermindern, aber nicht die Infektion verhindern.

Die Babesien werden meistens erst nach ca. 12 Stunden übertragen. Neben Zeckenschutz ist also auch sofortige Zeckenentfernung wichtig, um die Babesiose zu vermeiden.

Bis vor wenigen Jahren war die Babesiose nur als Erkrankung von Hunden aus dem Mittelmeerraum bekannt. Durch den Klimawandel breitet sich die Auwaldzecke und mit ihr auch die Babesiose, immer weiter aus.

Heute kann ein Hund überall in Deutschland mit Babesiose infiziert werden, auch wenn das Risiko regional noch sehr unterschiedlich ist.

Zeckenschutz und Zeckenentfernung werden also zunehmend zu einem ganzjährig aktuellen Thema.

Die Auwaldzecke ist auch für Menschen nicht ganz ungefährlich

Die Babesiose ist eine schwere Krankheit, aber Menschen werden im Allgemeinen nicht infiziert.

Das heißt, dass es verschiedene Arten der Babesiose gibt. Die Hundebabesiose, die als einzige in Deutschland vorkommt, befällt tatsächlich nur Hunde. Menschen bleiben verschont, jedenfalls in Deutschland.

Allerdings ist bereits vereinzelt festgestellt worden, dass auch die Auwaldzecke die Borreliose und die FSME übertragen kann.

Die Symptome dieser Krankheiten sind die gleichen, egal ob die Übertragung durch einen Holzbock oder durch eine Auwaldzecke stattgefunden hat.

Man kann davon ausgehen, dass solche Fälle in Zukunft häufiger vorkommen werden.

Das Risiko, sich mit Borreliose oder FSME (Frühsommer-Meningo-Enzephalitis) anzustecken, besteht inzwischen also nicht mehr nur im Frühsommer, sondern ganzjährig.

Das verdanken wir der Ausbreitung der Auwaldzecke, die dem Klimawandel folgt.

Allerdings ist die Gefahr durch die Auwaldzecke vor allem in den kälteren Monaten gegeben. Menschen gehen seltener in die Natur, wenn es kalt ist, und wenn, dann ziehen sie warme Kleidung an.

Die Zecken haben es im Winter also eher schwer, auf den Menschen zu gelangen. Hunde tragen dagegen ganzjährig nur ihr Fell, sie bleiben gefährdet.

Und die Auwaldzecke bevorzugt ganz eindeutig den Hund vor dem Menschen.

Andere Tiere und Haustiere

Wenn die Auwaldzecke keinen Hund findet, wird sie sich ein anderes Tier als Wirt suchen. Das kann eine Katze, ein Kaninchen, ein Pferd oder auch ein Reh oder Hase sein.

Es ist nicht bekannt, ob diese Tiere von der Auwaldzecke mit Krankheiten infiziert werden.

Schutz vor der Auwaldzecke

Glücklicherweise braucht man keine speziellen Mittel gegen Auwaldzecken. Es wirkt das, was auch gegen alle anderen Zecken wirkt.

Verändert hat sich, dass man sich, und vor allem die Hunde, wohl ganzjährig vor Zecken schützen muss.

Für Menschen bedeutet das das Tragen von Zeckenschutzkleidung. Was in der kälteren Jahreszeit deutlich leichter fallen dürfte als im Sommer.

Daneben helfen Repellentien, also Vertreibungsmittel. Ob natürliche, chemiefreie Zeckenmittel auch helfen, ist weitgehend Ansichtssache. Mit einem vollständigen Schutz kann man wohl eher nicht rechnen.

Für Hunde entfällt die Möglichkeit, sich mit Kleidung zu schützen. Umso mehr Sorgfalt sollte man auf den vorbeugenden Zeckenschutz verwenden. Wirksame Zeckenmittel gibt es bei der Tierärztin, beim Tierarzt.

Aber man kann trotz allem Zecken bekommen. Das gilt vor allem für Hunde.

Neben dem vorbeugenden Zeckenschutz bleibt es also wichtig, sich selbst und den Hund nach dem Aufenthalt in der Natur gründlich abzusuchen und eventuelle Zecken zeitnah zu entfernen.

Bewährt hat sich ein Zeckenhaken. Zeckenhaken werden meistens in Sets angeboten, in verschiedenen Größen. Damit kann man auch die etwas größeren Auwaldzecken problemlos entfernen.

Aber auch jedes andere Zeckenentfernungsinstrument, jede Zeckenzange oder Zeckenpinzette ist geeignet, die Auwaldzecken schnell und schmerzlos zu entfernen.

Fazit

Zecken sind ein Ärgernis und eine Gefahr. Die Auwaldzecke vergrößert diese Gefahr, vor allem für die Hunde.

Denn zum einen sorgt die Auwaldzecke für ein ganzjähriges Zeckenrisiko, zum anderen überträgt sie die Babesiose.

Für Menschen ist das zusätzliche Risiko durch die Auwaldzecke eher gering, aber vorhanden.

 

 

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Beitragsbild: Manfred Ruckszio/Shutterstock