Zecken entfernen – so macht man es richtig

Irgendwann passiert es. Man hat eine Zecke. Oder der Hund hat eine Zecke. Und die muss jetzt weg. Man kann die Zecke selber entfernen, am besten mit geeignetem Werkzeug. So geht's.
Zeckenentfernung - so geht es richtig

Astrid Kurbjuweit

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12 Minuten
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Irgendwann passiert es. Eine Zecke hat sich festgebissen, an einem  selbst, an einem Kind oder an einem Haustier.

Für die Zeckenentfernung ist es egal, wer den Zeckenbiss hat. Die Zeckenentfernung geht immer gleich. Es ist egal, ob Hund, Katze, Mensch, Haustier oder anderes Tier. Das hier ist eine Anleitung zum Zecken entfernen.

Wie kommt die Zecke da hin?

Wenn man die Zecke findet, wie sie sich festgebissen hat und nun da in der Haut fest hängt, fragt man sich unwillkürlich, wie sie das geschafft hat. Wie ist die Zecke da hingekommen?

Man wird es nie wirklich rausfinden, aber es ist das Lebensziel der Zecke, dort hinzukommen. Sie hat unter Umständen Monate, vielleicht sogar Jahre auf diesen Moment gewartet.

Die ganze Lebensweise der Zecken ist darauf ausgerichtet, sich möglichst unbemerkt von ihrem Wirt zu ernähren.

Eine Zecke in menschlicher Haut. Makroaufnahme

Eine Zecke hat sich an einem Menschen festgebissen. Sie muss entfernt werden.
Foto: Tomasz Klejdysz/Shutterstock

Deshalb wendet die Zecke eine Art Betäubungsmittel an. Deshalb tut ein Zeckenbiss nicht weh. Man spürt ihn oft gar nicht. Manchmal juckt es ein bisschen, aber meistens entdeckt man die Zecke an ihrer charakteristischen braun-schwarzen Farbe.

Jetzt sollte man sie möglichst bald entfernen. Auf Minuten kommt es nicht an, aber auf Stunden. In jedem Fall sollte man nicht bis zum nächsten Tag warten.

Was braucht man zur Zeckenentfernung?

Man braucht mindestens zwei Dinge, um die Zecke sicher zu entfernen. Das erste ist, dass man sich die Zeckenentfernung zutrauen muss.

Es ist nicht schwer, aber beim ersten Mal kommt es einem manchmal so vor. Wenn man Hemmungen hat, kann man die Zecke auch vom Arzt entfernen lassen.

Beziehungsweise man kann mit seinem Hund oder anderen Haustier zum Tierarzt gehen. Nötig ist das aber nicht, man kann die Zecke selbst entfernen.

Wenn man dran kommt. Wenn die Zecke zum Beispiel am eigenen Rücken sitzt, lässt man sich besser helfen.

Wenn man doch lieber zum Arzt geht: Eine Zecke ist kein Notfall. Aber ein Termin nächste Woche oder noch später ist nicht zielführend. Es sollte schon am selben Tag sein. Sonst ist es besser, die Zecke selbst zu entfernen.

Wichtig ist auch ein passendes Werkzeug, eine Zeckenzange, ein Zeckenhaken, eine Zeckenpinzette, eine Zeckenkarte, ein Zeckenlasso oder ein ähnliches Instrument.

Wer kein entsprechendes Werkzeug hat, kann auch improvisieren. Es kommt auf die Situation an, ob das sinnvoll ist oder nicht. Besser ist die Verwendung eines speziellen Zeckenentfernungsinstruments.

Was muss man beachten, wenn man die Zecke sicher entfernen möchte?

Es gibt ein verbreitetes Missverständnis bei der Zeckenentfernung. Viele Menschen glauben, sie müssten die Zecke herausdrehen. Das ist falsch.

Die Zecke hat kein Gewinde.

Die Mundwerkzeuge der Zecke - Cheliceren und Hypostom

Die Mundwerkzeuge der Zecke – Widerhaken, aber kein Gewinde
Foto: Cornel Constantin/Shutterstock

Die Zecke verankert sich in der Wunde, die sie mit den Cheliceren in die Haut geschnitten hat, mithilfe der Widerhaken am Hypostom und mithilfe eines speziellen Klebstoffes.

Aber es ist eine aktive Form der Befestigung. Man kann nur eine lebende Zecke zum Loslassen bewegen.

Und darum geht es beim Zecken entfernen: Die Zecke mit sanftem Zwang dazu zu bewegen, dass sie loslässt. Denn dann kann man sie rückstandslos entfernen.

Da die Mundwerkzeuge der Zecke aus diesen drei Teilen bestehen, die seitlich nebeneinander angeordnet sind, würde man mit Drehen die Wunde nur unnötig vergrößern.

Gleichzeitig birgt Drehen der Zecke das Risiko, dass sie nicht loslässt, aber abreisst. Dann bleiben Rückstände in der Wunde, die sich nicht mehr so einfach entfernen lassen.

Deshalb also die Zecke nicht drehen!

Zecken entfernen ist Zecken ziehen – wie man es macht

Eine festgebissene Zecke liegt flach auf der Haut auf. Zunächst richtet man sie also ein wenig auf, sodass man sie besser greifen kann.

Wenn es möglich ist, kann man mit einer Hand die Haut so zusammendrücken, dass die Zecke quasi auf einem kleinen Hügel sitzt.

Bei Tieren streicht man das Fell so zur Seite, dass die Zecke möglichst frei liegt.

Dann greift man mit der Zeckenzange quasi unter die Zecke, fasst sie also direkt an der Haut, am Zeckenkopf. Nicht mit Kraft, nur gerade so, dass die Zange nicht abrutscht.

Man sollte genau hingucken, ob man wirklich am Zeckenkopf, und nicht aus Versehen am Zeckenkörper anfasst. Wer eine Brille braucht sollte sie für diese Aufgabe benutzen.

Eventuell kann auch eine Lupe hilfreich sein. Es gibt auch  Zeckenzangen mit Lupe*.

Zecken entfernen: richtig ist, die Zecke dicht an der Haut zu fassen, am Zeckenkopf, falsch ist, die Zecke am Zeckenkörper zu fassen

Um die Zecke zu entfernen, fasst man sie mit geeignetem Werkzeug dicht an der Haut, am Zeckenkopf. Nicht am Zeckenkörper!
Grafik: Latypova Diana /Shutterstock

Dann zieht man vorsichtig ein wenig von der Haut weg. Es kann ein paar Sekunden dauern, aber dann lässt die Zecke von alleine los.

Entfernte Zecke. Die Zeckenzange hat an der richtigen Stelle angefasst. Der Teil vor der Zange war in der Wunde versenkt.

Entfernte Zecke. Die Zeckenzange hat an der richtigen Stelle angefasst. Der Teil vor der Zange war in der Wunde versenkt.
Foto: andriano.cz/Shutterstock

Die Bewegung ist langsam und vorsichtig. Es geht nicht mit Schwung, nicht mit Kraft, ohne Ruck.

Wenn es im ersten Versuch nicht gelingt, die Zecke zu entfernen, vielleicht weil man aufgeregt ist oder nicht genau weiß, wie fest man ziehen soll, dann macht man eben einen weiteren Versuch.

Wenn man ruhig bleibt und es nochmal probiert, dann wird es spätestens nach einigen Versuchen klappen. Mit jedem Versuch wird der Halt der Zecke lockerer, nach einiger Zeit lässt sie los.

Man sollte nur vermeiden, dass man nervös oder ungeduldig wird und in der Hektik die Zecke beschädigt.

Wenn man die Zecke am Körper greift, dann reißt dieser ab und der Kopf bleibt in der Wunde stecken. Er lässt sich dann nicht mehr so ohne weiteres entfernen, denn die Zecke muss aktiv loslassen, was der Kopf alleine nicht mehr kann.

Jetzt muss man erstens die Zecke entsorgen. Feuer, eine Kerze oder ein Feuerzeug, ist dabei ein gutes Hilfsmittel.

Alternativ kann man die Zecke gut verpacken und zur Analyse einschicken. Ob und wann das sinnvoll ist, wird im verlinkten Artikel diskutiert.

Und zweitens sollte man die Wunde desinfizieren. Die Zecke selbst ist harmlos (ja, tatsächlich), aber jede Wunde kann sich infizieren. Und die Zeckenwunde ist zwar klein, aber recht tief.

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Die Desinfektion hilft gegen Wundinfektionen. Sie hilft nicht gegen Krankheitserreger, die die Zecke eventuell übertragen hat.

Zecke entfernt, alles fertig? Über das Risiko zeckenübertragbarer Krankheiten

Mit der Entfernung der Zecke hat man alles getan, was man tun kann. Trotzdem muss man jetzt noch abwarten und beobachten.

Denn Zecken können Krankheiten, wie FSME oder Borreliose, übertragen. Und es kann dauern, bis man merkt, ob man infiziert ist.

In den allermeisten Fällen wird eine eventuelle leichte Rötung rund um die Stichstelle schnell wieder verschwinden, und das war dann alles.

Aber in seltenen Fällen kann man Pech haben, und sich infizieren.

Es bleibt also nur noch, die Haut um die Bissstelle und das Allgemeinbefinden für die nächsten drei bis vier Wochen zu beobachten.

Bei Krankheitsanzeichen, insbesondere bei grippeähnlichen Symptomen oder bei kreisförmigen Hautrötungen um die Stichstelle, sollte man möglichst sofort einen Arzt aufsuchen und ihm vom Zeckenbiss berichten.

Meistens wird alles gutgehen, aber sicher ist sicher.

Borreliose

Die häufigste zeckenübertragene Krankheit ist die Borreliose. Ein sicheres Zeichen dafür, dass man sich eine Borreliose eingefangen hat, ist das Erythema migrans, die Wanderröte.

Erythema migrans: Zeichen für eine Borreliose-Infektion

Erythema migrans. Ringförmige Rötung, die sich mit der Zeit ausbreitet. Meistens rund um die Stelle, an der die Zecke gestochen hatte. Eindeutiges Zeichen für eine Borreliose.
Foto: AnastasiaKopa/Shutterstock

Es beginnt meistens da, wo die Zecke gesessen hatte. Aber erst nach einer Weile, wenn man die Zecke schon vergessen hat.

Damit muss man zum Arzt.

Allerdings ist Borreliose fies. Man kann auch Borreliose ohne Wanderröte haben.

Wenn man sich also in den Wochen nach dem Zeckenstich oder Zeckenbiss krank fühlt, sollte man der Ärztin vom Zeckenstich erzählen.

Zecken übertragen die Borreliose-Erreger nicht sofort, sondern erst nach ca. 24 Stunden.

Oder dann, wenn die Zecke gequetscht wird. Deshalb ist es so wichtig, die Zecke nicht am Zeckenkörper anzufassen, sondern am Zeckenkopf.

FSME

Die FSME oder Frühsommer-Meningo-Enzephalitis ist eine schwere, aber seltene Erkrankung. Sie wird durch Zecken übertragen. Und zwar im Moment des Zeckenstiches.

Wenn man die Zecke entfernt, ist es also schon zu spät. Entweder die Zecke hat bereits FSME übertragen, oder man hat Glück gehabt. Meistens hat man Glück.

Auch in den FSME-Risikogebieten übertragen die meisten Zecken kein FSME. Da FSME aber eine schwere Erkrankung ist, die oft bleibende Schäden hinterlässt, ist das kein Grund für Sorglosigkeit.

Andere Krankheiten

Die Liste der zeckenübertragbaren Krankheiten ist lang. Tiere wie Hunde sind dabei von anderen Krankheiten bedroht als Menschen.

Möglichst schnelle und sachgerechte Zeckenentfernung vermeidet in den meisten Fällen eine Infektion.

Wenn man sich absucht, nachdem man in der Natur draussen war, kann man Zecken rechtzeitig finden. Oft sogar, bevor sie sich festgebissen haben.

Sachgerechte Zeckenentfernung – was man falsch machen kann

Mit einer Zeckenzange oder einem anderen Hilfsmittel wie einem Zeckenhaken, einer Zeckenkarte oder einer Zeckenpinzette, ist es einfach, eine Zecke sachgerecht zu entfernen. Wie weiter oben beschrieben.

Grundsätzlich kann man Zecken auch mit einer normalen Pinzette, anderem Werkzeug oder auch einfach mit den Fingern oder Fingernägeln entfernen.

Aber das Risiko, dass die Entfernung nicht vollständig gelingt und der Zeckenkopf in der Wunde steckenbleibt, ist dabei sehr viel höher. Ordentliches Werkzeug ist nicht teuer, und es hilft, Fehler zu vermeiden.

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Methoden zur Zeckenentfernung, die man nicht anwenden sollte

Daneben gibt es immer noch „altbewährte“ Methoden zur Zeckenentfernung, die man wirklich vermeiden sollte.

So war es früher üblich, Zecken mit zum Beispiel Butter oder sonstigem Fett einzustreichen, damit sie ersticken.

Es werden auch andere Substanzen „empfohlen“. Egal was es ist es ist keine gute Idee. Besser ist, überhaupt nichts auf die Zecke aufzutragen, sondern sie mechanisch zu entfernen.

Das ist definitiv keine gute Methode. Denn zum einen dauert es ewig, bis eine Zecke tatsächlich erstickt. Zum anderen wird die Zecke, bevor sie stirbt, ihren Mageninhalt durch ihre einzige Körperöffnung erbrechen.

Das heißt, wenn die Zecke irgendwelche Krankheitserreger trägt, wird man sie mit dieser Methode mit Sicherheit übertragen bekommen.

Und falls man es tatsächlich schafft, dass die Zecke stirbt, kann sie dann nicht mehr loslassen.

Es gibt viele gute Werkzeuge zur Zeckenentfernung. Und dann gibt es noch welche, von denen man besser die Finger lässt.

Wie oben erwähnt, soll man Zecken ziehen, nicht drehen. Hilfsmittel, die an den Zecken drehen, verfehlen ihren Zweck. Dafür sollte man kein Geld ausgeben. Und noch weniger sollte man es anwenden.

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Beitragsbild: MilosPauline/Shutterstock