Zecken sind überall – Haben die denn keine natürlichen Feinde?

Zecken erscheinen zäh. Sie überleben fast alles. Aber wenn sie von anderen Tieren gefressen werden, dann bedeutet das auch für die Zecken das Ende. Über Fressfeinde und andere natürliche Feinde der Zecken.
Amseln sind Fressfeinde der Zecken. Aber sie werden auch von Zecken befallen.

Astrid Kurbjuweit

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10 Minuten
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Zecken haben tatsächlich natürliche Feinde, auch Fressfeinde. Aber sie scheinen von keinem dieser Tiere die absolute Lieblingsspeise zu sein. Trotzdem kann man, wenn bestimmte Tiere in der Umgebung vorkommen, davon ausgehen, dass die auch den Zecken den Kampf ansagen. Das hilft, wenn man abschätzen möchte, wie viele Zecken an einem bestimmten Ort sein könnten. Und es kann nützlich sein, wenn man Zecken im Garten dezimieren möchte. Garantien gibt es allerdings keine.

Hier geht es um Vogelarten, Säugetiere und Reptilien, um Insekten und andere Spinnentiere, für die Zecken Teil der Ernährung sind. Daneben werden Zecken, obwohl selbst Parasiten, auch von anderen Parasiten befallen und sterben dann daran. Wir sind der Zeckenplage also nicht so ganz hilflos ausgeliefert, die Natur erledigt ihren Teil.

Hinzu kommen dann noch indirekte Effekte, zum Beispiel hängt die Zeckenzahl in einem Gebiet auch von der Größe der Mäusepopulation ab.

Warum gibt es so viele Zecken? Was ist mit natürlichen Feinden?

In der Natur haben eigentlich alle Tiere irgendwelche natürlichen Feinde. Oder es gibt widrige Umstände, die nur wenige Exemplare überleben. Das gilt auch für die Zecken.

Wie überall in der Natur, gibt es ein Gleichgewicht zwischen Räubern und Beutetieren. Die Parasiten, wie die Zecken, haben dann noch ihre eigene Rolle im großen Geschehen.

Sie können zur Beute werden, aber sie ernähren sich auch von anderen Tieren, unter anderem auch von ihren Räubern. Es kommt also immer drauf an. Hier geht es um diese Zusammenhänge.

Dass es in Deutschland und Mitteleuropa offenbar immer mehr Zecken gibt, kann also auch daran liegen, dass die natürlichen Feinde nicht mehr so zahlreich vorhanden sind. Während gleichzeitig der Klimawandel die Lebensbedingungen für zumindest einige Zeckenarten verbessert.

Natürliche Feinde der Zecken

Zecken sind uralte Tiere. Es gab sie schon zur Zeit der Dinosaurier. Da ist es kein Wunder, dass im Laufe der Jahrtausende so einige Tierarten auf den Geschmack gekommen sind.

Diverse Vogelarten sind natürliche Feinde der Zecken. Dazu gehören Amseln, Drosseln, Spechte und Hühner. Allgemein solche Vögel, die sich von tierischer Nahrung ernähren.

Kleine Säugetiere fressen unter anderem Zecken. Spitzmäuse haben hier eine besondere Bedeutung, aber auch Igel und andere fleischfressende Tiere.

Mäuse tragen aber auch zur Verbreitung der Zecken bei.

Größere Säugetiere wie Füchse, aber auch Vögel wie Eulen haben einen Einfluss auf die Anzahl der Mäuse, die in einem Gebiet leben. Je mehr Mäuse es gibt, umso stärker können sich die Zecken vermehren.

Reptilien und Amphibien wie Frösche und Eidechsen fressen auch Zecken.

Insekten und Spinnentiere fressen eher keine Zecken. Aber Zeckeneier und manchmal die winzigen Zeckenlarven.

Es ist nachgewiesen, dass Ameisen einen großen Einfluss auf die Zahl der Zecken in einem Gebiet haben.

Käfer und andere Insekten, auch manche Spinnen, fressen Zeckeneier, eventuell auch Zeckenlarven.

Und dann gibt es noch die Wespen. Es gibt Wespenarten, die ihre Eier in die Zecke legen. Die schlüpfenden Larven fressen die Zecke dann von innen her auf.

Zecken werden aber auch von Bakterien und Pilzen befallen. Vor allem in warmen, feuchten Wintern gehen viele Zecken an Pilzbefall zugrunde.

Obwohl die Liste der natürlichen Feinde der Zecken also durchaus lang ist, ist keiner dieser Feinde auf Zecken spezialisiert. Alle nehmen auch Zecken, aber wohl eher nur dann, wenn andere Nahrung knapp ist. Die bevorzugte Nahrung ist es jedenfalls nicht.

Und so können sich die Zecken weiter vermehren.

Vögel als Fressfeinde der Zecken

Viele Vogelarten fressen Zecken. Das gilt vor allem für Amseln, Drosseln, Spechte und Hühnervögel wie Wachteln, Rebhühner oder Fasane.

Allgemein gilt es für Vögel, die sich von tierischer Nahrung ernähren, die aber keine großen Beutegreifer sind.

Auch Haushühner fressen Zecken und Zeckeneier, wenn sie welche finden. Wer also Zecken im Garten loswerden will, kann Hühner halten. Es wirkt.

Ein weißes Haushuhn vor einer Holzwand. Hühner sind Fressfeinde der Zecken.

Das Haushuhn ist ein Fressfeind der Zecken. Wer Hühner hält, hat weniger Zecken im Garten.
Foto: Jean Pierre Pinochet/Shutterstock

Vögel wirken sich aber noch auf andere Weise auf die Zeckenpopulationen aus. Denn Vögel werden von den Zecken auch als Wirte benutzt. Sie tragen dadurch zur Verbreitung der Zecken bei.

Im Falle der Zugvögel kann diese Verbreitung über sehr große Entfernungen erfolgen. So können Zeckenarten aus anderen Klimazonen zu uns kommen. Bedingt durch den Klimawandel kann es vermehrt dazu kommen, dass sie hier überleben.

Insgesamt scheint es aber so zu sein, dass es in Gebieten, in denen viele Vögel leben, weniger Zecken gibt.

Säugetiere als natürliche Feinde der Zecken

Einige Kleinsäuger ernähren sich unter anderem von Zecken. Dazu gehören vor allem die Spitzmäuse, aber auch Igel und Maulwürfe.

Spitzmäuse sind nicht mit den anderen Mäusen verwandt, sondern gehören zu den Insektenfressern. Zecken sind zwar Spinnentiere, keine Insekten, gehören aber zu den Beutetieren der Spitzmäuse.

Eine Spitzmaus mit einer großen Zecke am Hals. Spitzmäuse sind natürliche Feinde der Zecken

Die Spitzmaus ist als Insektenfresser ein natürlicher Feind der Zecken. Aber sie wird auch von Zecken befallen, wie man sieht.
Foto: Mabeline72/Shutterstock

Alle diese Tiere haben aber eine doppelte Rolle, da sie auch als Wirte der Zecken vorkommen.

Größere Säugetiere wie Füchse können genauso wie Raubvögel eine indirekte Rolle bei der Verbreitung der Zecken spielen. Denn die Zecken vermehren sich vor allem dann sehr stark, wenn viele Mäuse vorhanden sind.

Je stärker die Mäuse von ihren natürlichen Feinden dezimiert werden, umso schwerer haben es die Zecken, passende Wirte zu finden. Das gilt vor allem für die frühen Entwicklungsstadien, für die Larven und Nymphen.

Reptilien und Amphibien fressen Zecken

Wechselwarme Tiere wie Frösche, Lurche, Eidechsen und Kröten fressen auch Zecken. In allen Entwicklungsstadien. Also sowohl die Larven, die Nymphen als auch die erwachsenen Zecken.

Wie groß der Einfluss dieser Tiere auf die Zeckenpopulationen ist, ist allerdings nicht bekannt. Zecken scheinen eher nicht die Leibspeise dieser Tiere zu sein.

Insekten und Spinnentiere als Zeckenbekämpfer

Viele Käferarten, vor allem Laufkäfer, fressen Zecken. Manche Spinnen fressen Zecken, vor allem die Larven und Nymphen.

Alles, was Insekten frisst, frisst wohl auch Zecken. Jedenfalls dann, wenn es nichts anderes gibt.

Eine besondere Rolle bei der Zeckenbekämpfung haben die Ameisen. Je mehr Ameisen es in einem Gebiet gibt, umso eher werden alle Zeckennester vernichtet. Die Ameisen tragen die Zeckeneier in ihren Bau und fressen sie.

Sobald die Zecken aber geschlüpft sind, sind sie für die Ameisen nicht mehr interessant.

Wespen als Parasiten der Zecken

Zecken sind Parasiten, die sich vom Blut ihrer Wirte ernähren. Aber Zecken können auch von parasitischen Wespen befallen werden, die sich dann von der Zecke ernähren.

In Mitteleuropa und vielleicht weltweit gibt es Ixodiphagus hookeri, eine kleine, unscheinbare Wespe, die die meisten Menschen noch nie gesehen haben.

Diese Wespe legt ihre Eier in die Larven oder Nymphen der Zecken. Die sich entwickelnden Wespenlarven fressen dann die Zecke von innen her auf und verlassen dann die tote Hülle.

Versuche, diese Wespen gezielt zur Zeckenbekämpfung einzusetzen, waren bisher allerdings nur wenig erfolgreich.

Bakterien und Pilze als natürliche Feinde der Zecken

Auch Zecken sind nicht immun gegen Krankheitserreger der unterschiedlichsten Arten. Wie stark sie von Bakterien oder Pilzen, wie Schimmelpilzen, befallen werden, hängt aber stark von der Umgebung ab, in der sie sich befinden.

Zecken überwintern im Allgemeinen in feuchter, aber nicht nasser Umgebung, geschützt vor Frost. In nassen, frostfreien Wintern ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Zecken Krankheitserregern zum Opfer fallen, erhöht.

Nach kalten, trockenen Wintern mit viel Frost gibt es jedenfalls mehr Zecken als nach feuchten, milden, verregneten Wintern.

Ob der Klimawandel das ändert, ob vielleicht andere Zeckenarten besser an die neuen Winter angepasst sind, ist noch nicht bekannt.

Es wird an Möglichkeiten geforscht, Zecken gezielt mit Bakterien oder Pilzen zu infizieren, um sie zu dezimieren. Bisher funktioniert das außerhalb der Labore noch nicht so gut. Aber das kann sich noch ändern.

Zeckenbekämpfung mit natürlichen Feinden

Zecken haben in der Natur also viele natürliche Feinde, die dafür sorgen, dass die Zecken nicht überhand nehmen.

Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass dieses Gleichgewicht längst gestört ist. So dass sich die Zecken stärker vermehren, als die Natur das eigentlich vorgesehen hatte.

Und weil Zecken für Menschen mehr als lästig sind, weil sie Krankheiten wie Borreliose und FSME übertragen, wird natürlich darüber nachgedacht, die natürlichen Feinde ganz gezielt zur Zeckendezimierung einzusetzen.

Es gibt eine Menge Versuche, die verschiedenen natürlichen Feinde der Zecken gezielt einzusetzen. Der entscheidende Durchbruch in der Forschung scheint aber noch nicht stattgefunden zu haben.

Zecken im eigenen Garten: Bekämpfung mit natürlichen Feinden?

Wer einen Garten hat, möchte ihn natürlich nach Möglichkeit zeckenfrei haben. Zecken im Garten werden allerdings meistens noch mit Permethrin oder anderen Insektiziden bekämpft.

Wenn man das nicht möchte, und stattdessen auf natürliche Methoden setzen möchte, dann hilft es vermutlich vor allem, den Garten so natürlich wie möglich zu gestalten. So dass sich nach Möglichkeit ein Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Tieren einstellt.

Wenn sich insbesondere Vögel wie Amseln und Drosseln im Garten wohl fühlen, werden sie sich auch um eventuell vorhandene Zecken kümmern.

Gezielt kann man zum Beispiel einen Gartenteich anlegen, an dem sich dann Frösche und andere Amphibien ansiedeln. Die die Zecken dezimieren. Das wird einen Einfluss auf die Zahl der Zecken haben.

Mit einer Trockenmauer kann man Lebensraum für Eidechsen und andere wechselwarme Tiere herstellen. Die sich auch um Zecken kümmern werden.

Gezielt kann man auch Hühner halten. Haushühner tragen nachweislich zur Dezimierung der Zeckenpopulationen bei.

Ameisen sind meistens im Garten nicht so erwünscht. Wenn man sich klar macht, wie nützlich diese Tiere sind, auch bei der Zeckenbekämpfung, kann man sie vielleicht eher dulden. Meistens reicht es aus, ihre Hügel und Baue nicht zu zerstören.

Literatur

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Beitragsbild: Gerrit Lammers/Shutterstock